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2023: Jahr der Extreme für VDL Groep
Bildunterschrift: Der Hauptsitz der VDL Groep in Eindhoven.

2023: Jahr der Extreme für VDL Groep

5 April 2024

Mit sowohl Höhe- als auch Tiefpunkten hatte das Jahr 2023 für die VDL Groep „zwei Gesichter“. Zu den Tiefpunkten zählten der Tod von Wim van der Leegte im November, der Personalabbau bei VDL Nedcar und die schwierige Situation des Geschäftsbereichs Busse. Das Ergebnis des industriellen Familienunternehmens mit Hauptsitz in Eindhoven ist aufgrund außerordentlicher Aufwendungen in den Geschäftsbereichen Fahrzeugmontage und Busse gesunken. Als Höhepunkte galten der Rekordumsatz im Jahr des siebzigjährigen Jubiläums der VDL Groep sowie die Einführung des ehrgeizigen Investitionsprogramms, mit dem Kunden in den Wachstumsmärkten von VDL unterstützt wurden.

Der kombinierte Jahresumsatz betrug im Jahr 2023 6,354 Mrd. Euro und ist damit im Vergleich zum Umsatz des Jahres 2022 (5,752 Mrd. Euro) um 10 Prozent gestiegen. Das Nettoergebnis ist 2023 vor allem aufgrund außerordentlicher Aufwendungen im Jahr 2023 von 298 Mio. Euro auf 82 Mio. Euro gesunken. Das normalisierte Ergebnis ohne die außergewöhnlichen Aufwendungen ist um 29 Mio. Euro auf 147 Mio. Euro gesunken. Der Auftragsbestand belief sich in KW 13 von 2024 (ohne den Geschäftsbereich Fahrzeugmontage) auf 1,857 Mrd. Euro im Vergleich zu 2,038 Mrd. Euro in KW 13 von 2023. Dies entspricht einem Rückgang um 9 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten ist seit Anfang 2024 um 272 Beschäftigte auf 14.973 Beschäftigte gesunken, was einem Rückgang um 1,8 Prozent entspricht. 

„Rekordumsatz, Ergebnis steht jedoch unter Druck“

Vorstandsvorsitzender Willem van der Leegte: „Da 2023 für uns in vielerlei Hinsicht ein gutes Jahr war, haben wir einen Rekordumsatz erzielt. Unser Ergebnis wird jedoch durch die schwierige Situation der Geschäftsbereiche Fahrzeugmontage und Busse, die Kosten des Sozialplans für VDL Nedcar und die Probleme im Geschäftsbereich Busse stark beeinträchtigt. Deshalb setzen wir alles daran, um die Investitionen in andere Aktivitäten aufrechtzuerhalten, die unsere Kunden von uns erwarten. Das organische Umsatzwachstum von 2023 ist eine Bestätigung dafür, dass unsere umfangreichen und langjährigen Investitionen deutlich Wirkung zeigen. Insgesamt belief sich unser Investitionsprogramm in 2023 auf 229 Mio. Euro in Betriebsgebäude und sonstige Betriebsmittel sowie zusätzliche 181 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung. Wir sind in unseren fünf Wachstumsmärkten Hightech, Mobility, Energy, Infratech und Foodtech gut positioniert, um unseren Kunden weiterhin einen Mehrwert zu bieten.“

Zulieferungen

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Zulieferungen ist von 2,411 Mrd. Euro (2022) auf 2,733 Mrd. Euro (2023) gestiegen, was einem Anstieg um 13 Prozent entspricht. Das Engagement für hochwertige Innovationen und Digitalisierung sowie langfristige und stabile Beziehungen zu Kunden und anderen Partnern haben unsere Position weiter gestärkt. Die VDL-Zulieferbetriebe können ihre Kunden in den Bereichen Mechanik, Elektronik und Software immer besser entlasten. Da diese Tochtergesellschaften auf drei Kontinenten angesiedelt sind, können sie Kunden weltweit lokal beliefern, so dass geopolitische Entwicklungen weniger Auswirkungen haben. Der Geschäftsbereich Zulieferungen ist gewinnbringend. Der Auftragsbestand dieses Geschäftsbereichs belief sich in KW 13 von 2023 auf 927 Mio. Euro und in KW 13 von 2024 auf 920 Mio. Euro.

Fahrzeugmontage

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Fahrzeugmontage ist gestiegen, nämlich von 2,085 Mrd. Euro im Jahr 2022 auf 2,489 Mrd. Euro im Jahr 2023, was einem Anstieg um 19 Prozent entspricht. Aufgrund der anstehenden Beendigung der Fahrzeugproduktion für die BMW Group stieg VDL Nedcar infolge der Arbeitsreduzierung durch geringere Stückzahlen am 1. November 2023 auf Einschichtbetrieb um. Dadurch ist die Gesamtzahl der Beschäftigten von ungefähr 4000 (Anfang 2023) auf ungefähr 2500 (Ende 2023) und aktuell gut 450 Beschäftigte gesunken. Da viele Beschäftigte von VDL Necdcar sich in den vergangenen Jahren weitergebildet (und entsprechend qualifiziert) haben, hat ein Großteil derjenigen, von denen wir uns in den vergangenen Monaten leider verabschieden mussten, bereits eine neue Stelle gefunden. Dazu haben die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Nachfrage nach technischem Personal beigetragen. Ehemalige Beschäftigte, die noch keine neue Stelle gefunden haben, können sich an das so genannte Arbeitszentrum (Werkcentrum) wenden und gemäß dem Sozialplan ein individuelles Outplacement-Programm absolvieren.
Die Gesamtproduktion von VDL Nedcar belief sich 2023 auf 120.235 Fahrzeuge (2022: 101672). VDL Nedcar ist verlustbringend. Da bisher keine neuen konkreten Fahrzeugprojekte vorliegen, endet der unabhängige Fahrzeugbau bei VDL Nedcar nach fast 1,2 Mio. seit 2014 in Born gebauten Fahrzeugen zumindest vorläufig.
Mit den ungefähr 450 Beschäftigten von VDL Nedcar werden Gespräche über ihre Rolle bei der Weiterentwicklung unserer Aktivitäten in Born, von der Pkw-Montage hin zum Partner für nachhaltige Mobilität, geführt. Die ersten Aktivitäten von VDL Special Vehicles und dem so genannten Mobility Innovation Centres (MIC) - der (Um-)Bau von Spezialfahrzeugen und die Montage von Batteriepacks - stellen die Anfänge des Strebens nach mehr Unabhängigkeit von den markt- und geopolitischen Entwicklungen einerseits und einem effektiveren Ertragsmodell andererseits dar. Das MIC steht im Einklang mit der breit angelegten Mobilitätsstrategie der VDL Groep: Design, Elektrifizierung, Konnektivität, autonomes Fahren und Systeme. Das Gelände in Born bietet sowohl in planungs- als auch in genehmigungstechnischer Hinsicht Raum für neue Initiativen. Mit dieser Ausweitung der Aktivitäten soll die Zahl der Arbeitsplätze in Born in den kommenden Jahren wieder ausgebaut werden.

Busse

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Busse ist 2023 um 33 Prozent gesunken, von 454 Mio. Euro im Jahr 2022 auf 304 Mio. Euro. Hauptursache dieses Rückgangs sind Lieferverzögerungen aufgrund von Materialknappheit beim neu entwickelten und seit 2023 in Serie produzierten elektrischen Stadtbus, der neuen Generation des VDL Citea. Auch der Wechsel vom bisherigen Standort an den neuen Produktionsstandort in Roeselare (Belgien) hat uns vor diverse Herausforderungen gestellt. Der Geschäftsbereich Busse ist verlustbringend.
Angesichts der Auftragslage wird für den Sektor Nahverkehrsbusse im Jahr 2024 ein Umsatzanstieg erwartet. Die Produktionserhöhung der neuen Generation des VDL Citea wird 2024 zu einer gesteigerten Auslieferung an ÖPNV-Kunden führen. Damit wird der neue elektrische Stadtbus im europäischen Straßenbild immer sichtbarer werden. Die Auftragsbücher für die neue Generation des VDL Citea wurden bereits 2023 für das gesamte Jahr 2024 prall gefüllt. Dies gilt auch für den Bau der kompletten Reisebuslinie. Um die Nachhaltigkeit und Kontinuität langfristig gewährleisten zu können, wird umfassend in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert, wie u. a. in eine neue Reisebusplattform. VDL Bus & Coach befasst sich mit einem Team aus Softwarearchitekten, -entwicklern und -testern zudem mit Fragen der „intelligenten“ Mobilität, darunter Konnektivität, Energiemanagement, autonomes Fahren, Mobilität als Dienstleistung und Batterie als Dienstleistung, wodurch die Kunden entlastet werden und die Personenbeförderung der Zukunft nachhaltiger gestaltet wird.
Das Auftragsvolumen des Geschäftsbereichs Busse ist in den vergangenen 12 Monaten von 490 Mio. Euro in KW 13 von 2023 auf 453 Mio. Euro in KW 13 von 2024 gesunken.

Fertigprodukte

Die zum Geschäftsbereich Fertigprodukte gehörenden VDL-Betriebe haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt 828 Mio. Euro erzielt, während sich der Umsatz 2022 auf 802 Mio. Euro belief. Dieser Anstieg um 3 Prozent ist darauf zurückzuführen, dass unsere Unternehmen in diesem Geschäftsbereich in allen Bereichen gut aufgestellt sind. Der Geschäftsbereich Fertigprodukte ist gewinnbringend. Das Auftragsvolumen ist in den vergangenen 12 Monaten von 620 Mio. Euro in KW 13 von 2023 auf 499 Mio. Euro in KW 13 von 2024 gesunken.

Aussichten

Der Umsatz der VDL Groep wird 2024 im Vergleich zum Rekordumsatz des Jahres 2023 niedriger ausfallen, was vor allem auf die Umsatzverluste bei VDL Nedcar zurückzuführen ist. Ohne den Geschäftsbereich Fahrzeugmontage wird sich das organische Wachstum voraussichtlich auf 5 bis 10 Prozent belaufen. Die erwarteten Investitionen in Höhe von ungefähr 1 Mrd. Euro in den nächsten drei Jahren sind erheblich, aber erforderlich, um Kunden in den Wachstumsmärkten der VDL Groep weiterhin zur Seite stehen zu können. Um unsere Liquidität aufrechterhalten zu können, müssen wir schwierige Entscheidungen treffen. Das aufgrund der sinkenden Marktnachfrage leicht gesunkene Auftragsvolumen der VDL Groep befindet sich immer noch auf hohem Niveau.
Die hochwertige Fertigungsindustrie steht vor allem an der Heimatfront der VDL-Groep, der Brainport-Region Eindhoven, am Beginn eines beträchtlichen Wachstums. Zugleich haben wir mit einem Mangel an Talenten, Platz, Räumlichkeiten und Strom zu kämpfen, den wir mit vereinten Kräften angehen müssen. Wir begrüßen es sehr, dass das zurückgetretene niederländische Kabinett sein Wort mit einer kürzlich zugesagten finanziellen Unterstützung in die Tat umgesetzt hat. Alle Partner in der Brainport-Region müssen weiterhin miteinander über den Umgang mit diesem Maßstabssprung im Gespräch bleiben und Verantwortung übernehmen. Die VDL Groep ist davon überzeugt, dass uns dies dank unserer Stärke durch Zusammenarbeit gemeinsam gelingen wird.

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